Das
sagt die Presse
Esslinger
Zeitung, 12. Dezember 2001
Ersticken sollst Du am Geld, elender Pfeffersack"
- Von Iris Koch Esslingen:
Bernhard Karl Jung mimt auf dem Mittelaltermarkt den Bettler
– Reaktionen von amüsiert bis peinlich berührt,
Bernhard Karl Jung hat seine Arbeitskleidung angelegt. In Lumpen
gehüllte bittet der „Bettler" auf dem Mittelaltermarkt um ein
Almosen. Aber wehe, wenn ein Passant den Geldbeutel stecken lässt.
Geizkrägen müssen sich wüste Beschimpfungen gefallen lassen. „Ihr
seid gut bei Fleische, edler Herr, gebt mir ein paar Pfennige."
Der zerlumpte, aufdringliche Kerl, der da ehrbare Passanten belästigt,
hat wohl Glück, dass gerade kein Odnungshüter daherkommt. Aber
nein, das bodenlange Sack-Kostüm ist dann doch zu ausgefallen
für einen herkömmlichen Bettler; außerdem befinden wir uns ja
in der mittelalterlichen Sektion des Weihnachtsmarktes.
Verwirrung zu stiften, aber auch zu amüsieren, gehört zum Repertoire
des Schauspielers Bernhard Karl Jung, der zum zweiten Mal in Esslingen
den „Rezitator im Bettelstand" gibt. Beim Bogenschießen und Eierwerfen
ist der 43-jährige Lebenskünstler wochentags auf dem Mittelaltermarkt
anzutreffen. Meist schlüpfe er nur am Wochenende in sein Bettlergewand,
erzählt Bernhard Karl Jung am Cafétisch über einem ganz unmittelalterlichen
Cappuccino.
Lebenserfahrung hat er reichlich gesammelt als: Elektriker, Chef
einer gutgehenden Reinigungsfirma oder bei der Betreuung von psychisch
kranken Menschen. Jahrelang besuchte er abends die Schauspielschule,
bis er sich vor einigen Jahren als freiberuflicher Schauspieler
selbständig machte. Was die Menschen heute am mittelalterlichen
Leben fasziniere, ist Jung überzeugt, sei die Lebendigkeit: „Da
erleben die Leute, wie man frei und ungezwungen sein kann, wie
man lachen und auch mal ein Ei kaputtschlagen kann." So etwas
wirke befreiend auf die Menschen. Auf die Frage, wie er den Bettler
spielt, geht plötzlich eine Veränderung mit ihm vor: Mit aufgerissenen
Augen und Mitleid heischendem Mienenspiel krallt er den Arm der
Reporterin und krächzt schräg von unten: „Habt Erbarmen!" Wer
sich weigert die Geldbörse zu zücken, das demonstriert Jung wenig
später mitten im Marktgeschehen, muss sich aber deftige Worte
anhören: „Ersticken sollst du an deinem Geld, elender Pfeffersack",
ruft er dem „geizigen Pack" hinterher.
Schwankend zwischen mittelalterlichem Spiel und peinlich berührter
Reaktion des 21. Jahrhunderts kramen die Passanten ein paar Münzen
hervor, gehen lachend weiter oder überlassen dem Bettler ein paar
Pommes. Manchmal seien die Leute zunächst brüskiert, „aber oft
kommen sie später wieder und sprechen mich an", erzählt Jung.
Sichtlich beeindruckt von der charismatischen Figur, die das romantische
Mittelalter-Bild ein wenig zurechtrückt, sind auch einige Schuljungen
auf dem Markt. „Dürfen wir jetzt Eier werfen?", fragen sie höflich,
nachdem sich der Bettler in seiner rauhbeinig-direkten Art Respekt
verschafft hat. Was mit dem gesammelten Geld geschehe, werde er
oft gefragt, so Jung. Seiner Rolle gemäß erzähle er vom „Heiligen
Schankwirt", der sein Geld verwalte.
In Wirklichkeit fließe das Geld aber in sein Theater, das er vor
einiger Zeit gründete. Einer plötzlichen Eingebung folgend, kreierte
Bernhard-Karl Jung die Figur des Bettlers: Bei einem mittelalterlichen
Markt sei er durchs Burgtor gegangen und habe gedacht, „hier fehlt
ein Bettler", erinnert sich der Limburger. Einen verarmten Magister
stelle er dar: „Einen, der vom Hofe geflogen ist, weil er nicht
spurte, die Stadt aber nicht verlassen darf."
Mit Vorliebe rezitiert er Texte von Francois Villon und betätigt
sich auch als Bänkelsänger oder schreibt Gedichte: „Verzwickter
Bilder Melodie" heißt sein kürzlich veröffentlichtes Lyrikbändchen.
Dankes-Brief von der Gesellschaft zu Fraumünster,
12. Mai 1999
Historischer Mittelalter-Markt mit Spectaculum 23. bis 25. April
1999 auf dem Münsterhof Zürich
Ganz Zürich schwärmt von Ihnen, lieber Herr „Bettler" Jung.
Wie Sie aus der beigelegten Kinderzeitung (Pfiff, 5. Mai 1999)
ersehen, waren Sie der große Star unseres Marktes! Wir danken
Ihnen im Namen der Fraumünster-Frauen als Organisatorinnen dieses
Marktes, aber auch im Namen Ihrer ganzen hiesigen Fan-Gemeinde
sehr herzlich für Ihr unermüdliches Gute-Stimmung-Schaffen in
unserer immensen Gästeschar.
Sie haben bei unserem Fest wichtige Akzente gesetzt. Die Gestaltung
der Figur eines Bettlers, die Sie als echte Charakterrolle ansetzten,
war ungemein packend und hat Groß und Klein zutiefst beeindruckt
und begeistert. Sie wurden zu einem „Liebling des Publikums"
erkoren. Wir gratulieren Ihnen dazu und freuen uns sehr darüber.
Für Ihre weitere Tätigkeit wünschen wir alle, Ihnen viel Erfolg
und persönliche Befriedigung.
Sobald eine Pressemappe beisammen ist, senden wir Frank Ternes
Kopien davon. Nochmals ein großes Danke für die drei Tage, auch
für die Kameradschaft und den guten Geist!
Nun lege ich hier ganz viele herzliche Grüße dazu, von unserer
Gesellschaft, von Ihrer persönlichen Zürcher Fan-Gemeinde, ganz
speziell von unserer Histroikerin Isabella Guidi und von mir,
Ihrer Silvia Mathieu
Gesellschaft zu Fraumünster, Silvia Mathieu, OK-Präsidentin
Mittelalter-Markt Geerenstr. 9, CH-8123 Ebmatingen, Tel. +41-1-980
1930, Fax +41-1-980 0622
Stolberger
Nachrichten, 23. September 2002
EIN PARADIES FÜR DIE KINDER - Das mittelalterliche Spektakel
war der absolute Renner am Wochenende Stolberg. „Möge dich der
Blitz beim Scheißen treffen", schmipfte Bettler Haderlump einem
Besucher hinterher, der nichts geben wollte. Da donnerte es
auch schon über der Burg und die Blicke schossen zum Himmel.
„Bettler Haderlump lobte und beschimpfte die Besucher." Bettler,
Gaukler, Ritter und die Händler belagerten das Alte Gemäuer
und die Höfe drumherum. Sie blieben aber nicht alleine. Massen
spazierten zur Burg hinauf, zahlten einen kleinen Eintritt und
mischten sich unters Volk. „Super Atmospäre", „Tolles Spektakel".
Endlich spielt die Burg eine große Rolle" – flüsterte und plauderte
man zwischen Bergfried und Burghaus.
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